Dieses Jahr ist der April und der Beginn vom Mai so wahnsinnig regnerisch. Das stört den Gundermann aber überhaupt nicht dabei, seine Triebe und seine kräftig, lila Blüten nach oben zu strecken. Mein ganzer Garten und die Wiesen drum herum sind voll von diesem unscheinbaren aber so aromatischem Kraut.
Der Gundermann wurde früher, wie auch andere wilde Kräuter, als Gewürz im Bierbrauen verwendet, bis der Hopfen ihn abgelöst hat. Er kommt aus der Lippenblütlerfamilie, zu der auch viele Minzarten gehören und deswegen erinnert sein Aroma beim zerreiben der Blätter auch leicht an eine Minze. Er hat aber noch ein viel komplexeres Aroma als nur Minze. Er ist würzig, er ist herb mit dieser leichten Minznote. Ich muss ehrlich gestehen, ich musste mich die ersten Jahre an den Geschmack gewöhnen. Aber jetzt kann ich ihn mir aus meiner wilden Küche nicht mehr wegdenken. Ob in Apfelsaft ausgezogen als wilde Limo, in Süßspeisen, mit Schokolade kombiniert eine Wucht, aber auch zu Fleisch passt er ausgezeichnet. In einem Meat Rub kann er eine tolle Ergänzung zu anderen Kräutern sein.
Letztes Jahr haben wir sogar einen Bierbraukurs organisiert und wirklich tolles Gundermann Bier gebraut. Und das alles mit diesem kleinen Wiesenkraut.
So aber jetzt zu meinem neuesten Lieblingsschmaus: Gundermann-Crumble!
Zuerst hatte ich ihn mit Rhabarber kombiniert. Ich mein das war schon echt lecker. So lecker, dass ich ihm gleich ein Gedicht gewidmet habe. Vielleicht verrate ich es euch am Ende des Textes auch. Am zweiten Tag hatte ich schon wieder Lust auf diese Leckerei, aber leider war kein Rhabarber mehr im Kühlschrank zu finden. Beim Nachbarn konnte ich aber zwei säuerliche Äpfel abgreifen und los ging die zweite Runde und heraus kam ein noch leckerereerers Crumble. Hätte ich die Zutaten da gehabt, dann wäre die perfekte Ergänzung ein selbstgerechtes Vanilleeis oder Gundermann Eis gewesen! Hmmmmm das muss ich als nächstes ausprobieren.
Ich spann euch nicht weiter auf die Folter, hier kommt das einfache Rezept:
Gundermann Crumble
4 säuerliche Äpfel
30 - 40 ml Apfelsaft
6-8 EL gehackter Gundermann
1/2 Limette
Für das Crumble
100 Gramm Dinkelmehl
30 Gramm zarte Haferflocken
30 Gramm gehackte Nüsse nach Wahl
80 Gramm kalte Butter
50 Gramm Zucker, am besten Rohrzucker
1 Prise Salz
Wer noch mehr Gundermann Aroma möchte, kann noch weiteren gehackten Gundermann unter die Butter ziehen. Diese dann wieder im Kühlschrank erkalten lassen.
Den Ofen auf 200 Grad Ober-Unterhitze aufheizen.
Äpfel schälen und in gleichmäßige Stücke schneiden. Den Gundermann mit dem Apfelsaft und dem Limettensaft in ein hohes Gefäß geben und mit dem Pürierstab gut mixen. Apfel und Apfelsaft mischen. Zur Seite stellen.
Für das Crumble alle Zutaten mischen und mit den Fingern zu einem krümeligen Teig verarbeiten.
Kleine ofenfeste Schalen gut mit den Äpfeln befüllen, da diese beim Backvorgang etwas eingehen. Die Äpfel mit Teigkrümel bedecken und die Schalen für 20 Minuten im Ofen backen, bis das Crumble goldbraun ist.
Aus dem Ofen holen. Etwas abkühlen lassen und servieren.
Das Rezept funktioniert auch mit anderen Obstsorten wie Rhabarber, Erdbeeren usw. Je stärker der Eigengeschmack des Obsts, desto höher sollte der Anteil an Gundermann sein.
ODE AN DEN GUNDERMANN
Sonntag ist Rhabarbertag, weil ich Rhabarber gerne mag! Nur Rhabarber ist zwar fein, doch mach ich noch was Andres rein. Im Garten strahlt mich lila an die Blüte vom Herrn Gundermann. Na dann komm her Du lecker Kraut, weils nicht nur schmeckt, auch gut ausschaut. So gibt es heut, weil ich es kann, Rhabarber Crumble mit Gundermann.
